Fussball im Gefängnis Die

Fussball im Gefängnis Die Atmosphäre war - zumindest für mich - nicht wirklich besonders. Okay, der Weg zu den Kabinen führt durch 19 abgeschlossene Türen, die direkt vor unserer Truppe auf- und dahinter wieder zugeschlossen wurden. Die hohe Mauer und die Zäune, die sich hinter den - für einen Fußballplatz zwecks Ballabfangens obligatorischen - hohen Umzäunungen befanden, nahm ich nur zu Beginn wahr. Sowas wird schnell ausgeblendet, wenn das Spiel erstmal begonnen hat. Die Umkleidekabine war eine der saubersten, deren Inneres zu betreten ich die Möglichkeit hatte. Überhaupt war das Gelände eigentlich ganz schön, vor allem gepflegt. Die Sonne tat ihr übriges, um den Bereich trügerisch als idyllisches Fleckchen erscheinen zu lassen. Die Relationen werden schnell wieder geradegerückt, wenn man sich vor Augen führt, dass die Insassen normalerweise 23 Stunden am Tag in ihrer Zelle zu verbringen gezwungen werden. Der Fussballtag ist da eine willkommene Ausnahme, wie man sich leicht denken kann. Damit wäre ich beim Gegner, sprich den Spielern. Und ganz so, wie es Hans-Dieter Schwind gerade erst wieder aufgezeigt hat, kann man die Gefängnisinsassen nicht pauschal von den “Menschen draußen” unterscheiden. Lediglich Zahl und Qualität der Tatoos könnten eventuell mehr verraten, diese Mutmaßung aber auch nur unter Vorbehalt. Ich weiß auch gar nicht, wie viele der gegnerischen Spieler sich überhaupt wegen krimineller Delikte dorf befinden, denn anscheinend gibt es auch etliche, die lediglich auf ihre Zwangsabschiebung warten. Diese beiden Gruppen auseinanderzuhalten, gestaltet sich denkbar schwierig, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Fussballmannschaft keinen einzigen deutschen Spieler im Aufgebot führte. Aber das ist ja gerade im unterklassigen Vereinsfussball keine Seltenheit mehr und von daher nichts Neues. Auch in der Bunten Liga gibt es diverse Mannschaften, die sich ausschließlich aus Spielern zusammensetzen, deren Wurzeln nicht in Deutschland liegen (um es mal ganz pc auszudrücken). Doch zurück zum Spiel. 7:2 haben wir verloren. Das ist unnötig hoch ausgefallen. Aber zu Beginn der zweiten Halbzeit war mal nicht viel los mit unserem Mittelfeld und auch einige der Defensivspieler fühlten sich scheinbar zu vermeintlich höherem berufen als der profanen Mann- oder Raumdeckung. Nun ja, was soll‘s, wenigstens konnte ich ein Tor beisteuern. Das hatte, auch ob seines relativ späten Zeitpunktes, nicht viel Einfluß auf den Spielverlauf, doch trug es zumindest ein wenig zur persönlichen Beruhigung bei. Viel mehr konnte ich nicht tun. Ansonsten war es eigentlich ein normales Fußballspiel. Die gegnerischen Spieler waren nicht nur überlegen, was die Eigenheiten des Platzes betraf - es werden aufgrund minderer Feldgröße nur neun Spieler eingesetzt - sondern leider zu oft auch, was die Entschlossenheit im Zweikampf anging. Einige wenige löbliche Ausnahmen zeigten, dass wir mit etwas mehr Einsatz und Willen ein besseres Ergebnis hätten erzielen können, ja müssen. Aber zu spät jetzt, die zwei Punkte (in der Bunten Liga wird noch nach dem alten System gerechnet) sind verloren. Vielleicht bestreiten wir ja noch das eine oder andere Freundschaftsspiel dort. Der Gegner würde es uns sicherlich danken.

fab1An @fab1An