Auszeit

Ein Wochenende raus. Es begann mit einer Weihnachtsfeier am Freitagabend, auf der ich unerwartet früh müde wurde. Auch diverse Gläser Cola halfen da nicht weiter. Die Gähn-Frequenz erhöhte sich dermaßen, dass ich bereits überlegte, mir spontan Kiemen wachsen zu lassen, um den Fisch-Eindruck zu vervollständigen. Statt dessen Heimweg, sicherlich die bessere Entscheidung. Samstag war der Tag des lustigen Hans, diesmal in der Kölner Philharmonie. Durch voreilige Gutmütigkeit und ein sehr volles Parkhaus kamen wir leider einige Minuten zu spät. Die Damen im Foyer wollten uns erst beim nächsten längeren Applaus in den Saal lassen, änderten jedoch kurz darauf diese ärgerliche Einstellung und wir verpassten nur etwa 15 oder 20 Minuten. Zum Programm sagen André und ich jetzt mal nur so viel: Es wurde gelacht, zum Teil sehr. Nach einem kurzen Zwischenstopp beim Schwesterherz zur Abholung der alljährlichen, von eifrigen Mutterhänden angefertigten Adventskette (dieses Mal in Form einer »Adventswühltasche«), ging es zum Kontrastprogramm noch kurz in die Düsseldorfer Altstadt, »auf ein Bier«. Während eines kurzen Intermezzos auf dem Rückweg zum Wagen wurde ich Augenzeuge der Tatsache, dass man Fritten durchaus mit der ganzen Hand essen kann, auch mit Mayonnaise. Eisige Kälte erschwerte den weiteren Weg zum gemieteten Wochenend-Sorglos-Mobil, dessen Sitzheizung man danach umso mehr zu schätzen lernte. Jedoch soll die Müdigkeit induzierende Wirkung dieser angenehmen Rückenwärme nicht unerwähnt bleiben! Meine reizende Begleitung, die durch eben diese nach wenigen Minuten kaum noch in der Lage war, ihre Augenlider der Gravitation entgegenzustemmen, wurde sicher zuhause abgesetzt, und ab ging es zum Geschwindigkeitstest auf die Autobahn. »Da geht eiiiniges«, aber bei 236 oder 237 km/h war Schluss, mehr ging nicht. Reicht ja auch. Sonntag war Konsumtag. Nicht, dass der Samstag kostenlos gewesen wäre, aber dem Sonntag kann er das Wasser nicht einmal reichen, wenn er sich Ballettschuhe anzieht und auf Zehenspitzen stellt. McArthur Glen in Roermond war das Ziel. Schließlich hatte ich ja ein Auto und das wollte genutzt werden. Bei herrlichstem Sonnenschein und mit den enstpannten Klängen von St. Germain fährt es sich über holländische Autobahnen doch recht entspannt und gut gelaunt, muss ich zu Protokoll geben. McArthur Glen würden wichtig sprechende Menschen vielleicht mit »Fußgängerzonen-Outsourcing« zu umschreiben versuchen, vielleicht auch nicht. Das Ding besteht aus vielen kleinen oder auch größeren Läden, und ist insgesamt schon recht groß. Der Parkplatz ist größer als bei IKEA, aber genauso voll. Im Innenbereich tummeln sich viele schicke Menschen auf der Suche nach neuer schicker Kleidung.Unterhalten werden sie von singenden asiatischen Weihnachtsmännern und -frauen, lustigen Clowns mit Schweinsnasen und einem traditionell anmutenden Frauenchor. Dazu noch diverse Buden, mittig plaziert, an denen die üblichen Weihnachtsmarkt-Artikel erstanden werden können. Irgendwie eben doch eine Fußgängerzone... mit Weihnachtsmarkt. Nur mit eigenem Parkplatz und deutlich günstigeren Preisen in den Geschäften (auch wenn mir für viele Marken die Vergleichswerte unbekannt sind). Diese Preise verleiten dann auch hervorragend zum Konsum. Da macht denen keiner was vor! Aber wie heißt es doch in der Werbung so treffend? Für alles andere gibt es die Mastercard. »Einmal den Betrag bestätigen, bitte.«, eine Unterschrift, Tüte greifen und weiter. Ist ganz einfach, wirklich! Bald sah ich aus wie die archetypische Shopping-Tussi aus Beverly Hills, zumindest, was die zu tragenden Tüten betrifft, denn die Stöckelschuhe habe ich dann doch nicht gekauft. Wieder daheim wurde ich vor das aus früheren Zeiten hinlänglich bekannte Parkplatz-Problem gestellt. Nach kurzer Überlegung entsann ich mich einer in solchen Fällen gern genutzen Aachener Sitte. Warnblinklicht an und am Straßenrand stehen. Erstmal den Einkauf hoch in die Bude, dann könnte ich immernoch nach einem Parkplatz suchen. In all der Hast kam ich jedoch auf die unendlich dumme Idee, den Wohnungsschlüssel auf dem Schreibtisch liegenzulassen. Ich stimmte ein Freudenlied an. Der freundliche Mann vom Schlüsseldienst verlangte 85 € zzgl. Umsatzsteuer für seine Dienste. Ich glaube, innerlich stimmte auch er ein Freudenlied an, nur dass er es ernst meinte, denn auf welch einfache Weise er meine Wohnungstür öffnete, machte mich schier sprachlos. Unfassbar. Jetzt weiß ich aber zumindest, was ich in freien Minuten (kurzes, schrilles Gelächter) mal üben werde... [Link]

fab1An @fab1An